20.5.2025ValliRede, Mitgliedschaft

In Zeiten von ökologischem Kollaps und sozialer Entfremdung ist es ein revolutionärer Akt, gesellschaftliche Strukturen aufzubauen, die Teil einer demokratischen Moderne sein wollen und in denen eine Zukunft aufscheint, die schöner und solidarischer und gerechter und friedlicher ist, als die organisierte Traurigkeit des vorherrschenden Kapitalismus. Dabei gilt es, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, wie den seit Jahren fortschreitenden Rechtsruck in Deutschland und in der Welt genau zu analysieren und zu verstehen, was da passiert. Und es gilt, sich davon nicht entmutigen zu lassen, sondern einander die Sicherheit zu geben, die wir brauchen, um trotz alledem für eine bessere Zukunft zu kämpfen. Dabei meine ich gleichermaßen Protest zu organisieren, Strukturen aufzubauen oder seinen Alltag zu schaffen, ohne die Hoffnung zu verlieren.

Was wir aufbauen macht mir Hoffnung. Es macht mir Hoffnung, dass so viele menschen Lust haben, miteinander einen solidarischen Alltag zu organisieren. Ganz vieles funktioniert sehr gut und stimmt mich glücklich. Ein Tag wie heute, wo wie versuchen zu verstehen, wie es dem Verein geht, ist jedoch auch dafür da kritisch zu beleuchten, was besser laufen sollte. Dazu gehört, dass wir immer noch deutlich weniger Frauen im Verein haben als Männer, und genau so deutlich weniger Ausländer, als es anteilig in Köln gibt. Wir sollten deshalb schauen, dass wir sowohl in den Angeboten und Trainings eine Kultur schaffen, in der Frauen und migrantisierte Menschen sich wohl und als selbstverständlicher Teil fühlen. Da wir alle im Patriarchat aufgewachsen sind und Rassismen tief verinnerlicht haben, ist das notwendigerweise mit vielfältigen Lernprozessen verbunden, die wir angehen sollten. Denn dass die demokratische Zukunft in erster Linie von Frauen getragen wird, ist seit Jahren offensichtlich.

Daneben ist es notwendig, dass wir eine Jugend im Verein aufbauen. Social Media, Internet und Neoliberalismus fördern die Einsamkeit vor allem unter den Jugendlichen. Absurderweise schaffen es die Rechten immer mehr, Rechts zu sein unter Jugendlichen als „cool“ darzustellen. Dem müssen wir dringend etwas entgegensetzen und zeigen, dass das gute Leben und die Zukunft im gemeinschaftlichen Miteinander liegt, das Unterschiede anerkennt und respektiert ohne einander abzuwerten. Sich am Leid anderer zu ergötzen und sich über andere zu stellen, muss dringend der Vergangenheit angehören.

Der Rote Stern Köln kann dabei so etwas werden wie ein langjähriger Freund. Ein Freund, den man immer wieder sieht, mit dem man was Schönes macht und nur ab und zu ausführlich reflektiert. Ein Freund, auf den man sich verlassen kann in Krisenzeiten, der einen hält und unterstützt. Ein Freund, von dem man weiß, dass er einfach da ist und einem Kraft gibt im Alltag. Noch ist dieser Freund sehr jung – gerade zwei Jahre alt – aber ich denke, wir können ihn gemeinsam zu einem sehr alten Freund werden lassen.